Elefant Tamo oder Aktien-Profi Chris-Oliver Schickentanz – wer investiert besser? Am Ende hat Tamo den Rüssel vorne. Dabei war das Rennen ganz schön knapp. Hier ist die Bilanz der großen ARD-Aktienchallenge von mex und boerse.ard.de.
Wir treffen Aktienprofi Chris-Oliver Schickentanz auf dem Eisernen Steg in Frankfurt. Wie zur Halbzeit-Bilanz im Mai arbeitet er immer noch im Homeoffice – unweit der stählernen Brücke. Dass er in unserem Börsenspiel nur den zweiten Platz gemacht hat, wurmt den Profi schon ein bisschen – vor allem weil ihm der Wirecard-Absturz den Sieg gekostet hat.
Vor einem Jahr startete die Challenge
„Vor zwölf Monaten habe ich mich für Wirecard entschieden. Das hätte ich bei gleicher Datenlage übrigens heute auch noch gemacht“, sagt Schickentanz, der Commerzbank-Chefanleger. „Drei Monate später sah die Lage dann schon wieder anders aus.“
Rückblick: Vor fast genau einem Jahr und noch lange vor Corona ging es los für unsere beiden Kontrahenten. Auf der einen Seite: Tamo, der aufstrebende Jungbulle aus dem Kronberger Opel-Zoo. Und auf der anderen Seite: Chris-Oliver Schickentanz – seines Zeichens Chefanleger der Commerzbank.
ARD-Aktienchallenge: So ging das Spiel
Vor einem Jahr pickten sich beide jeweils 5 Aktien aus den dreißig DAX-Werten heraus – der eine eher überlegt … der andere eher frei Rüssel … Die gewählten Aktien wurden nicht regulär am Aktienmarkt gekauft, sondern mit einem virtuellen Wert von 10.000 Euro in unserem Online-Depot hinterlegt. Anschließend haben wir ein Jahr lang verfolgt, wie sich die beiden Depots entwickeln.
Die Entwicklung der Challenge-Depots genau mitverfolgt hat auch ARD-Börsenexperte Markus Gürne. Sein heißer Tipp vor einem Jahr: der Aktien-Profi gewinnt. Doch Gürne sagte uns auch: die Börse werde so manche Überraschung bereithalten – und genau so kam es: Am Anfang kannte der DAX nur eine Richtung – und zwar nach oben.
DAX erholte sich vom Corona-Effekt
Doch ab März ging es wegen Corona deutlich bergab. Ein Schock, von dem sich DAX und Wirtschaft wieder erholt haben. „Unterm Strich übrigens ist ganz interessant zwischen November 2019, und jetzt waren es am Ende 0,8 Prozent Unterschied. Das heißt, der DAX steht jetzt 0,8 Prozent besser da als im November 2019“, sagt Gürne.
Neben Corona hatte vor allem der Bilanzskandal von Wirecard Folgen. Im Juni flog auf: die Bilanzen des einstigen Börsenlieblings waren aufgebläht, 2 Milliarden Euro Bankguthaben gab es einfach nicht. Die Folge: Insolvenz, Kurssturz, DAX-Rausschmiss – und ab 2021 ein neuer reformierter DAX mit 40 statt 30 Unternehmen.
Wirecard-Skandal kostet Aktien-Profi den Sieg
„Diese Unternehmen kommen am Ende natürlich aus der zweiten Börsenliga aus dem MDax“, erklärt Gürne. „Da sind viele Unternehmen drin, die aufgrund ihrer Größe ist in jedem Fall in den DAX gut schaffen und passen. Aber es schwächt eben auch den MDax, der in vielerlei Hinsicht eine sehr interessante Börsenliga ist.“
Doch all das hilft unserem Aktien-Profi nicht mehr – wie wir beim finalen Blick in die Depots mit Finanzprofessor Andreas Hackethal von der Goethe Uni Frankfurt feststellen: Für Wirecard verzeichnete Chris-Oliver Schickentanz einen fast vollständigen Totalverlust.
Dafür haben alle anderen Werte seit Mai noch einmal zugelegt – Deutsche Post und RWE sind sogar mehr wert als die ursprünglich eingesetzten 10.000 Euro. Da steckt Methode hinter, erklärt uns Andreas Hackethal von der Goethe Uni Frankfurt: „Er hat komplett richtig gemacht, dass er die maximale Möglichkeit zu streuen genutzt hat.“
Elefant Tamo gewinnt im Foto-Finish
Doch warum hat Tamo gewonnen – schließlich sind beide Depots im Minus? Er hat immerhin keinen Totalverlust mit Wirecard erlitten. Auch dafür hat Hackethal eine Erklärung: „Tamo hat auf Automobil und Zulieferer und Hersteller gesetzt und letztlich Chemie und Pharma – und die sind in den letzten zwölf Monaten auch durch Corona nicht so gut gelaufen“, sagt Hackethal.
Im Endspurt habe Tamo aber noch Boden gut gemacht – am Ende liegt er etwas mehr als 450 Euro vor unserem Aktienprofi – ein echtes Fotofinish. Für unseren Finanzprofessor war das Börsenspiel erfolgreich – nicht nur, weil er vor einem Jahr auf Tamos Sieg gesetzt hatte.
„Das waren zwei. Wetten, die durften ja nichts mehr dran verändern. Und beide sind fast lehrbuchmäßig so ausgegangen, dass es eben einerseits Pech und bei dem anderen unter den Möglichkeiten geblieben ist“, sagt Hackethal.
Fairer Verlierer Schickentanz
Gerne hätten wir Jung-Bulle Tamo gebührend für seinen Sieg gefeiert. Doch wegen Corona bleiben wir mit der goldenen Siegertrophäe sicherheitshalber auf Abstand zum Zoo, der wegen der Lockdown-Maßnahmen bis auf Weiteres für die Öffentlichkeit geschlossen ist.
Und Aktien-Profi Chris-Oliver Schickentanz? Natürlich hätte er Wirecard gerne frühzeitig aus dem Depot geschmissen – so wie bei den echten Commerzbank-Portfolios auch. Doch am Ende ist er ein fairer Verlierer: „Ich werde bei meinem nächsten Zoobesuch Tamo zehn frische Äpfel mitbringen, damit er auch bei dem auf 40 Werte erweiterten DAX weiter gut investieren kann.“
Grundsätzlich gilt bei der Anlage: „Breit streuen!“
Und dafür hat er als echter Aktien-Profi auch schon einen guten Tipp: „Grundsätzlich fürs investieren gilt breit streuen, dann rutscht man nicht. Das weiß man aus dem Winter, heißt verschiedene Anlageklassen, viele unterschiedliche Aktien, viele unterschiedliche Industriezweige, viele unterschiedliche Länder“, so Schickentanz.
Und einen langen Atem haben – das sollten alle, die selbst am Kapitalmarkt einsteigen wollen. Denn: Lange, viele Aktien, möglichst breit streuen – das ist das Erfolgsrezept für jede Aktienchallenge – ganz abseits von mex und boerse.ard.de. Und Übrigens: deren ARD-Börsennachrichten sind ab jetzt zentral unter „tagesschau.de/wirtschaft“ zu finden.
Das Finale der Aktienchallenge lief Mitte September bei boerse.ard.de und am 16.12.2020 um 20:15 Uhr bei mex im hr-fernsehen.