Der dritte Bahn-Streik steht an. Und die Fronten zwischen Lokführergewerkschaft GdL und Deutscher Bahn sind verhärtet. Das liegt vor allem an den beiden Nebenkriegsschauplätzen.
Mit gepressten Lippen tritt der Chef der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL) vor die aufgebauten Mikrofone. Mit fester Stimme stimmt er die Nation auf den dritten Lokführerstreik in der laufenden Tarifrunde ein.
„Das ist eine der längsten Arbeitskampfmaßnahmen, die wir durchführen, und zwar absichtlich“, sagt Weselsky. „Irgendwann begreift das Management, dass man einen Krieg mit den eigenen Beschäftigten nicht gewinnen kann.“
Tarifliche Fragen sind nicht das Haupt-Thema
Die Fronten sind verhärtet. Und das aus gutem Grund. Denn offensichtlich geht es nicht vorrangig um die tarifliche Einigung. Dass es 3,2 Prozent mehr Lohn geben soll, darin sind sich GdL und die Deutsche Bahn AG schon längst einig.
Es geht eher um die verdeckten Nebenkriegsschauplätze, die nicht jedem sofort ins Auge stechen. Beim ersten geht es um das „Management“ (aus der Sicht Weselskys diejenigen, die im Bahntower sitzen und die Deutsche Bahn AG administrativ steuern) und die „Eisenbahner“ (aus der Sicht Weselskys das Personal in den Zügen und Bahnhöfen).
Der Konflikt „Management“ gegen „Eisenbahner“ entscheidet sich bei der variablen Vergütung in Form von Boni und der Altersvorsorge, genauer gesagt bei der Betriebsrente. Während die Eisenbahner bisher leer ausgehen, solle nämlich beides weiter für die Mitarbeitenden des Managements möglich sein.
Tarifeinheitsgesetz als Problem
Der andere Nebenkriegsschauplatz basiert auf dem „Tarifeinheitsgesetz“. Dieses Gesetz aus dem Jahr 2015 regelt, dass sich in einem Unternehmen mit konkurrierenden Gewerkschaften der Tarifvertrag der größeren Gewerkschaft durchsetzen soll.
Das Gesetz ist umstritten, wurde jedoch vom Bundesverfassungsgericht für rechtmäßig erklärt. Und so geht es hier bei diesem Arbeitskampf auch um die Frage: Welche Gewerkschaft bei der Deutschen Bahn AG setzt sich durch und verhandelt für alle Beschäftigten: die GdL oder doch die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)?
Am Ende geht es also durchaus um den Betriebsfrieden, den die Bahn durch die GdL gefährdet sieht. Wahrscheinlich auch aufgrundessen, dass die EVG bereits einen Tarifvertrag 2020 einen Tarifvertrag verhandelt hat. Den – wen wundert es – die GdL als unzureichend ansieht.
Über den anstehenden Bahn-Streik habe ich in einer Live-Schalte mit tagesschau24 berichtet.