Auf Seouls Straßen ist immer was los. Und das liegt nicht nur daran, dass der Großraum Seoul nach Tokio die zweitgrößte Metropolregion der Welt ist und hier 23 Mio. Menschen leben. Ein Einblick in den Alltag der Menschen in Südkorea.

Es liegt vor allem an der Lebensweise der Südkoreaner. Diese kann mit drei Schlagworten beschrieben werden: Arbeiten, Essen und Ausgehen. All das macht das Leben der Menschen in Seoul aus – so intensiv wie möglich und bei vielen schlaflos.

Es fängt schon morgens um fünf an. Dann schieben sich endlose Pendlerschlangen durch lange Rolltreppen in die Züge der Ubahn – eine der pünktlichsten und modernsten Ubahnen der Welt.

Weil viele Menschen täglich mehr als anderthalb  Stunden zur Arbeit pendeln, kann es dabei auch ganz schön eng werden. Immer wieder: Tür auf, Menschenmassen raus, Menschenmassen rein, Tür zu.

Arbeiten für das südkoreanische Wirtschaftswunder

Auf Arbeit leisten die Erwachsenen ihren Beitrag zum südkoreanischen Wirtschaftswunder. Südkorea gehört zu den 20 größten Volkswirtschaften der Welt. Schnellstes Internet, modernste Technologien. Smartphones von Samsung und LG sowie Autos von Kia und Hyundai sind vom Weltmarkt nicht mehr wegzudenken.

Diese familiengeführten Großunternehmen dominieren den koreanischen Markt. Und wer für sie arbeiten will, muss nicht nur das beste Abitur und einen Abschluss von einer der drei Eliteunis, sondern auch die Bereitschaft zu Arbeitstagen von mehr als zehn Stunden mitbringen! Kein Wunder, dass die Selbstmordrate Studien zufolge zu den höchsten weltweit gehört.

Essen als Erholungspause – natürlich mit Kimchi

Erholung bietet da nur das Essen. Die Mittagspause ist den Koreanern heilig und wird penibel eingehalten. Von Nudelsuppen bis hin zum koreanischen Barbecue – gegessen wird gerne, gut und viel. Und niemals fehlen dürfen Reis und Kimchi, der scharfe, eingelegte Sauerkohl mit seinen wertvollen Vitaminen.

Und wenn die Arbeit aus ist, gehen die Koreaner aus. Entweder mit dem Chef, der sagt wie lange und wie viel dabei getrunken wird. Oder mit Familie und Freunden.

Ausgehen bis zum Morgengrauen

Bis spät in die Nacht wird gegessen, gefeiert oder gesungen. Noraebang heißt das koreanische Karaoke und darf in ausgedehnten südkoreanischen Partynächten nicht fehlen. Diese können auch unter der Woche schon mal bis in die frühen Morgenstunden dauern.

Für Schlaf und die Beschäftigung mit den Nachbarn in Nordkorea bleibt da kaum Zeit. Auch nicht am Wochenende – denn da muss das Ausschlafen nachgeholt werden.

Der Beitrag über „Alltag in Seoul“ lief am 30.05.2017 in „Der Tag“ auf hr2-Kultur.