Im November und Dezember 2017 flog die Lufthansa mehr als 60 Mal mit dem Jumbo zwischen Frankfurt und Berlin. Am 01. November startete die erste Boeing 747 zur Kurzstrecke mit Langstrecken-Feeling. Ein Erlebnisbericht.

Im Gegenlicht der strahlenden Novembersonne rollt sie an ihr Gate. Aus dem japanischen Osaka kommt die Boeing 747-400, die in rund zwei Stunden als LH 168 von Frankfurt nach Berlin-Tegel starten soll. Es ist der erste innerdeutsche Jumbo-Flug seit langem. Ein einmonatiges Gastspiel im November mit insgesamt 63 Flügen, die zu verkehrsstarken Stunden die Passagiere auffangen sollen, die sonst mit Air Berlin unterwegs waren.

Jumbo-Flieger freuen sich auf das Gastspiel

Während in der Maschine noch alles für den Start vorbereitet wird und der Kapitän auf dem Vorfeld noch seinen Sicherheitscheck macht, fotografiert Simon Hocke lächelnd die 747 durch das Fenster in der Abflugebene. Er trägt Lufthansa-Uniform und kommt gerade von einem innereuropäischen Einsatz zurück. Normalerweise ist Hocke weltweit als Kabinenchef mit dem Jumbo unterwegs. Deswegen freut er sich, dass er ausnahmsweise mit „seinem“ Flugzeug in die Heimat nach Berlin fliegen kann.

„Das hat man nicht alle Tage“, sagt Hocke. Viele seiner Kollegen hätten sich deswegen begeistert bei der Crewplanung um einen Einsatz auf einem der innerdeutschen Jumboflüge beworben. „Gerade bei den Piloten ist das so gewesen“, sagt Hocke. „Wann kann man schon mal mehrmals am Tag mit dem Jumbo starten und landen.“

Viele Passagiere treten wie Hocke an das große Fenster. Nicht wenige zücken ihr Smartphone, um ein Foto von sich und dem großen Flugzeug zu machen, das sie gleich an Gate A50 besteigen werden.

Boarding vor der Zeit

Zehn Minuten vor der offiziellen Boarding-Zeit werden bereits die ersten Passagiere an Bord gerufen. Routine: Zuerst die Menschen, die beim Einsteigen Hilfe brauchen. Danach die Familien und Business-Class-Passagiere. Zum Schluss der Rest aus der Economy Class.

Die Nachfrage nach diesem Flug scheint nach der Air Berlin-Insolvenz hoch gewesen zu sein. Der Jumbo ist bis auf wenige Plätze voll besetzt. Einzig die Business-Class-Sitze im Oberdeck bleiben leer. Sie zu besetzen würde beim Boarding zu lange dauern. Die Gäste mit den teuersten Tickets sitzen auf den Business Class-Langstreckensesseln vorne im Unterdeck.

An Bord fühlt es sich dann tatsächlich wie auf einem Langstreckenflug an. Dafür sorgt auch das üppige Angebot an neuesten Spielfilmen und großer Musikauswahl, das das Entertainmentsystem bietet. Schade nur, dass die Flugzeit von 55 Minuten für einen Spielfilm zu kurz ist.

Kurzstreckenflug mit Langstrecken-Feeling

„Wir sind jetzt startbereit und hoffen, dass Ihnen der Flug mit unserem Jumbo gefällt“, verkündet der Flugkapitän. Pünktlich um 17.15 Uhr wird der Jumbo aus seiner Parkposition gedrückt. Wie auf einem normalen Langstreckenflug läuft nach dem Hinweis auf die Sprachkenntnisse der Crew (diesmal Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Russisch, Holländisch, Serbisch) der animierte Sicherheitsfilm auf den individuellen Bildschirmen. Heute also kein „Sicherheitsballett“ der Crew.

Knapp fünf Minuten muss der Jumbo am Anfang der Startbahn ausharren. Dann heulen die Turbinen. Der Pilot gibt Schub, rollt an und hebt in die „blaue Stunde“ ab. Klar zeigen sich die Lichter von Frankfurt. Dann verschwindet der Jumbo über der Wetterau in den Wolken.

Kaum in der Luft beginnt für die Crew, die vor allem auf der Langstrecke fliegt, der Service. Es ist ein Rennen gegen die Zeit. Sie gewinnen es. Jeder Passagier erhält – wie auf innerdeutschen Strecken üblich – sein Getränk mit Snack.

Landung in Berlin – Parken auf dem Vorfeld

Die Flugzeugkarte zeigt es: Wir fliegen einmal quer durch Hessen – von Butzbach bis weit nach Niedersachsen rein. Über Braunschweig bringt der Pilot seinen Jumbo mit einer Rechtskurve auf direkten Kurs nach Berlin Tegel. Eine knappe Dreiviertelstunde nach dem Start schaltet der Pilot die Anschnallzeichen wieder ein. Wenig später schimmern schon die Lichter des regnerischen Berlins durch die Wolken.

Pünktlich um 18:30 Uhr setzt LH 168, der seit langem erste innerdeutsche Jumbo-Flug, in Berlin-Tegel auf. Nach einer kurzen Fahrt über das Vorfeld kommt der Flieger zum Stehen. Von der Außenposition bringen drei wartende Busse die Passagiere zum Terminal.

Der Erlebnisbericht und ein Hintergrundartikel wurden am 01. und 02.11.2017 auf hessenschau.de veröffentlicht.