Experten sehen das Risiko einer Immobilienblase auf dem Wohnungs- und Häusermarkt – und das nicht nur in den Städten, sondern auch in den Landkreisen. Ein Lagebericht aus der Wetterau.
Hausführung in Friedberg in Hessen: Stolz zeigt uns Vater Markus Schmidt den Lebensmittelpunkt seiner jungen Familie. Die Schmidts – das sind Mutter Katja, Vater Markus und Sohn Benedikt.
Ihr Traumhaus hat vor zwei Jahren insgesamt 600.000 Euro gekostet – Steuern und Abgaben inklusive – eine Stange Geld, selbst für den Bundesbanker und seine Frau.
Immense Kosten für alle Häuslebauer
„Das waren immense Kosten, die wir hier zu tragen hatten. Für ganz unterschiedliche Dinge. Natürlich nicht nur für Material und Hanwerker auch für Behördengänge, an Gebühren, Genehmigungen, die wir einholen mussten. Jeder Vermesser, jeder wollte Geld haben“, sagt Markus Schmidt.
Daran hat sich im Immobiliensektor nichts geändert. Vater Markus will uns zeigen, wie die Preise im Viertel so richtig durch die Decke gehen – und das schon zwei Jahre, nachdem er gebaut hat. Im Interview sagt er uns: „Also ich muss gestehen, dass ich den aktuellen Marktwert unseres Hauses nicht kenne. Ich weiß eben nur, dass ich ohne Berücksichtigung unserer Eigenleistung rund 600.000 Euro zu bezahlen hatte“, so Schmidt.
Preise für Bestand und Neubauten schnellen in die Höhe
Doch das ändert sich rasant, sagt Schmidt. „Wenn ich jetzt aber sehe, dass zwei Immobilien, die in der letzten Zeit hier in der Nachbarschaft verkauft wurden, für über 800.000 eben den Besitzer gewechselt haben, dann ist das schon eine erhebliche Preissteigerung – wie ich finde.“
Doch nicht nur bei den Bestandshäusern sind die Preise nach oben geschnellt. Vom Balkon der Schmidts können wir rüberschauen aufs Nachbarbaugebiet. Die Bauplätze, die die Stadt Friedberg hier im Moment vergibt, ähneln dem der Schmidts von der Größe her. Doch der Kaufpreis ist längst nicht mehr der gleiche.
„Es wird hier 400 Euro pro Quadratmeter verlangt. Das ist deutlicher Zuwachs im Vergleich zu dem, was wir gezahlt haben. Hier wurden damals die Grundstücke zu einem Quadratmeterpreis von 270 bis 320 Euro verkauft“, sagt Schmidt.
Spekulationen und Niedrigzinsen als Preistreiber
Nicht nur in Friedberg, in ganz Deutschland sind die Immobilienpreise in den vergangenen zehn Jahren enorm gestiegen. Das besagt eine Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung gerade veröffentlicht hat.
„Das ist etwas, das wir lange nicht erlebt haben“, erklärt Michelsen vom DIW Berlin. „Das ist etwas, was damit zu tun hat, dass die Europäischen Zentralbank sehr günstige Zinsen ausreicht. Das hat aber auch damit zu tun, dass die Nachfrage nach Immobilien enorm gestiegen ist. Wir haben aber auch ermittelt, dass es evtl. auch auf Spekulation zurückzuführen ist.“
Mittlerweile wäre selbst Vater Schmidt mit seinem guten Gehalt der Bauplatz zu teuer. „Das wäre jetzt eine deutlich größere Belastung. Ich wäre mir auch nicht sicher, ob wir heute nochmal bauen würden – eher nein“, sagt Schmidt. Die Schmidts hatten also Glück. Sie konnten ihr Traumhaus noch zu günstigeren Zeiten bauen.
Mein Beitrag zu diesem Thema lief am 14.08.2019 im ARD-Mittagsmagazin.