Deutschland liebt die Tupperware. Doch weil die Partys nicht mehr im Wohnzimmer stattfinden können, wird jetzt eben virtuell getuppert. Bei Whatsapp. Eine ganze Woche lang.
Deckel sortieren, Dosen stapeln … Nicole Laux rüstet sich für ihre nächste Tupperparty. Seit 25 Jahren tourt sie als selbstständige Partymanagerin durch das Rhein-Main-Gebiet und bringt die bekannten Plastik-Dosen in die Häuser Ihrer Kund*innen.
Virtuell tuppert es sich anders
Doch weil das so zur Zeit nicht alle wollen, tuppert sie eben virtuell – statt live an nur einem Abend, eine ganze Woche lang bei Whatsapp. Aber dort ist es eben anders als im Wohnzimmer der Kundinnen, sagt Nicole Laux.
„Anders ist da, dass ich die Leute nicht vor mir habe. Das ich gar kein Feedback bekomme. Dass mein Feedback hier mit meinem Handy gespielt wird. Das ist jetzt ganz anders. Aber wenn die Party dann läuft, dann bekomm ich natürlich trotzdem Feedback von der Gruppe.“
Die Partys verlegen sich zu Whatsapp
Tupperparty virtuell und trotzdem bleibt alles beim Alten: Ein*e Gastgeber*in trommelt ihre Freund*innen zusammen, damit Nicole Ihnen das Neueste aus dem Hause Tupper präsentieren kann.
Gastgeberin ist diesmal Daniela Weitz, die eigentlich einmal im Jahr mit ihren Freundinnen tuppert. „Dann ging das leider nicht aufgrund von der Covid-Situation“, sagt sie. „Und dann dann kam die Idee von einer Tupper-Beraterin auf wie wär’s mit einer virtuellen Tupperparty?“
Die Provision hängt vom Posting ab
Und dann geht es auch schon los –Nicole begrüßt ihre Gäste – fast wie bei einer realen Party. Zwei bis vier Minuten dauern ihre kurzen Videoclips. Dazu kommen Bilder und Erklärungen. Jeden Tag preist sie ein paar neue Produkte an.
Mitte der Woche: Nicole überlegt, was sie als nächstes postet. Denn davon hängt ab, wie erfolgreich sie ist. 24 Prozent Provision bekommt sie von jedem verkauftem Produkt. Doch ob und viel sie wirklich verkauft, ist jetzt immer noch nicht sicher.
„Nein, das kann ich frühestens Freitag das erste Feedback geben, vielleicht Samstagfrüh“, sagt Nicole Laux. Eben weil sie bis dahin noch nicht weiß, was die Leute für Wünsche haben. Die Gäste haben so viel Zeit und die nehmen sie sich auch.
Die deutschen und die Tupperware
Die Deutschen und die Tupperware – das ist schon immer eine ganz besondere Beziehung. Seit der ersten Tupperparty im Jahr 1948 in den USA, haben vor allem in Deutschland viele Gastgeberinne immmern wieder gerne ihre Freundinnen zum Verkaufstreffen bei Sekt und Schnittchen geladen.
Und obwohl der Verkauf von Tupperware weltweit seit 2013 rückläufig ist und der Umsatz im vergangenen Jahr um 13 Prozent einknickte, halten die Deutschen den Plastikdosen weiter die Treue – auch wenn sie nun auch die Möglichkeit nutzen, eine virtuelle Party zu feiern oder im Online-Shop zu kaufen, sagt Michaela Kunze, Bezirksleiterin bei Tupperware im Bezirk Main-Taunus.
Auch nach Corona soll es Tupperpartys geben
„Ich glaube, die Menschen, die die Tupperpartys kennen und die Produkte natürlich zu schätzen wissen, die lieben einfach, da sie ab und zu wirklich noch rauskommen zusammenkommen“, so Kunze.
„Weil es ist, wie gesagt, so anonym geworden. Und ich glaube, darauf werden unsere Leute nicht verzichten. Auch nach Corona wird irgendwann wieder die live Party das Thema sein. Und es wird nicht ganz verloren gehen.“
Verkaufspartys nicht nur bei Tupper
Die Verkaufsparty Zuhause. Ein Modell, das sich auch andere Anbieter bei Tupper abgeschaut haben: Am bekanntesten ist sicherlich Vorwerk. Egal, ob Staubsauger oder Küchengerät – nur, wer sich das Produkt Zuhause vorführen lässt, kann beim Wuppertaler Unternehmen kaufen.
Aber auch die Kerzen von Partylite oder das Sexspielzeug von Liebesengel gibt es nur bei den Verkaufspartys Zuhause. Aber zurück zu unserer virtuellen Tupperparty.
Der Funke springt virtuell über
Das Wochenende naht … und zum Endspurt gibt Nicole Laux nochmal alles. Sie preist an, erklärt, lockt mit Sonderangeboten. Weist auf die Nachhaltigkeit und die Langlebigkeit der Tupperdosen hin, um auch noch die letzte ihrer virtuellen Partygäste zu überzeugen.
Bei Gastgeberin Daniela und ihren Freund*innen konnte der Funke anscheinend überspringen. Und die virtuelle Party hat sogar ganz neue Vorteile für die Gastgeberin, so Weitz.
„Früher hat man ja die die Räumlichkeiten bereitgestellt, was zu trinken eine Kleinigkeit bereitet. Diesmal habe ich nichts anderes gemacht als quasi nur über WhatsApp eingeladen. Zugeguckt, amüsiert, mal gelacht und sogar das eigene Ding mehr gekauft als ich wollte.“
Der Tupper-Lohn muss hart verdient werden
Wochenende – Nicole Laux verabschiedet sich von ihren virtuellen Partyteilnehmer*innen – und natürlich nimmt sie die Bestellungen entgegen. Und sie ist zufrieden: „Wir haben jetzt schon einen Umsatz von 1200 Euro. Und wir sind noch nicht am Ende.“
Dieses Mal hat also alles geklappt. Doch während sie jetzt noch die Bestellungen offiziell auf den Weg bringt, rüstet sie sich gedanklich schon wieder für die nächste Tupperparty, die wegen der Corona-Maßnahmen auch wieder nur virtuell stattfinden wird.
Über die virtuelle Tupperparty berichtete ich in „mex – das marktmagazin“ vom 04.11.2020 sowie im ARD-Mittagsmagazin vom 19.10.2020.